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Ochi’s Geschichte


(Bericht & Foto aus dem Hamburger Abendblatt vom 18. Januar 2012)

Lüneburg. Die Geschichte von Ochi ist schnell erzählt, sagt er. Und erzählt schnell seine Geschichte: "Ich hatte an der Costa Brava eine Bar, da lernte ich meine spätere Frau kennen. Sie kam aus Lüneburg." Und seit 2009 führt der Südeuropäer nun eine Bar vis-a-vis der Nicolaikirche. Dort gibt's natürlich Tapas.

Gastwirt Ochi ist ein fröhlicher Mensch, gleich zu welcher Tageszeit und unabhängig von der Witterung!

Gesprochen "Oschi", nicht "Otschi", hat Ochi nur einen Namen. "Ich heiß` Ochi", antwortet der große Kerl mit den schwarzen Locken auf die Frage, wie er denn eigentlich wirklich und mit vollem Namen heißt. Und lacht, um nicht mehr sagen zu müssen. Denn den Vornamen, den seine Eltern vor 52 Jahren für ihn ersannen, fand der Bub so furchtbar, dass er sich schon als kleiner Katalane nur "Ochi" hat nennen lassen.

Aufgewachsen in Barcelona, schlägt Ochis Herz auch in Norddeutschland für seinen Verein, Barca - bei Fußballbanausen als "FC Barcelona" bekannt. Spielt Barca, läuft die Übertragung live in der "Barcelona", Ochis Tapas-Bar. Die geld und rot quer gestreifte Flagge, der auf Leinwand getuschte Esel und die Stoffesel über der Bar als Gegenentwurf zum spanischen Symboltier Stier verraten es: Ochi ist Katalane und stolz auf seine Herkunft. Doch seine Heimat, sagt er, ist Lüneburg.

1992 war das Jahr, in dem seine Ehefrau als Urlauberin zum ersten Mal seine Bar an der wilden Küste betrat. Zwei Jahre lang besuchte die Lüneburgerin ihren Liebsten regelmäßig für einige Monate in Katalonien (für Unpolitische: Spanien), dann wurde sie schwanger. Bei der Geburt 1995 gab es große Komplikationen. "Ich hab' es nicht mehr ausgehalten, Frau und Kind hier, ich dort", erzählt Ochi. "Dann hab` ich alles aufgegeben, bin hergekommen und hab` mich durchgeschlagen."

Er heuerte im damaligen "Lilienthal" in der Schröderstraße an, und als das jetzige "El Toro" frei wurde, hat er mit einem Geschäftspartner Pläne für eine Tapas-Bar entwickelt. Noch beim Umbau der kleinen Kneipe krachte es, die Wege der Männer trennten sich. Ochi fing in St. Dionys als Oberkellner an, machte zwei Jahre später am Eppendorfer Weg in Hamburg ein Bistro auf. Zehn Jahre führte er den kleinen Laden in der großen Stadt. "Dann wollte ich eigentlich eine schöne Tapas-Bar in Hamburg aufmachen, dachte aber auf einmal: Ich lebe in Lüneburg, ich liebe Lüneburg. Ich mache das hier." Seine Hamburger Freunde hielten ihn zwar für verrückt, sagt er, doch er dachte: Denen beweise ich es.

Unterwegs zu einem Wein am Stint kurz vor einer Urlaubsreise ins eigene Häuschen in der alten Heimat, sah Ochi dann das Schild "zu vermieten" am einstigen "Calletrapp" an der Lüner Straße. Das Lokal war eigentlich fast schon vergeben, die Verträge vorbereitet. Doch Ochi hatte Glück, bekam den Zuschlag. Im Dezember 2009 machte "Barcelona" auf.

Gut 15 Stunden arbeitet der Gastronom pro Tag, sonntags hat er geschlossen und frei. Zweimal in der Woche grast er seine Stammgeschäfte in Hamburg ab: fährt zum Schlachthof, kauft Wein im Schanzenviertel und Baguette aus Berlin in Norderstedt. So gegen 3, 4 Uhr morgen geht er ins Bett, um 9 Uhr steht er auf. Ab 11 Uhr steht er in seinem Laden, die Tapas für den Abend vorbereiten. Zwar hat Ochi mittlerweile eine Köchin eingestellt, doch natürlich kocht der Chef immer noch selbst mit, "anders geht das doch gar nicht". Die Arbeit ist viel, sie macht ihm aber Spaß. "Und noch bin ich fit genug, das zu machen." Frau und Teenager-Tochter haben sich an sein Leben gewöhnt, sagt er mit Überzeugung. "Die Zeit, die wir miteinander verbringen, ist Qualitätszeit, sehr intensiv." Zu Mittag isst er mit seiner 16 Jahre alten Tochter und sonntags steht das gemeinsame Familienfrühstück im Kalender.

Hätte er ein bisschen Zeit für sich selbst, dann würde Ochi Fußball spielen, ein Pferd haben und einmal in der Woche ausreiten, durch "Wald und Pampa". Und wenn es irgendwie zu machen ist, möchte Ochi endlich einmal wieder seine Spieler in seinem Stadion sehen, Camp Nou, dem heiligen Ort der Katalanen - und nicht nur auf dem Bildschirm in seiner Bar.

Aus seinem Lüneburg will Ochi aber nicht mehr weg. "Hier sind meine Freunde, meine Familie. Ich bin durch und durch Lüneburger, ich wohne in der besten Stadt Norddeutschlands! Und ich bin froh, dass ich hier leben darf." Und wer dafür sorgen will, dass Ochi sich in Lüneburg noch heimischer fühlt, begrüßt ihn beim nächsten Besuch mit "bon dia" - das heißt auf Katalanisch „Guten Tag".

Ochis Esel klein

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